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7 Tage Trekking auf Hornstrandir  19.7. - 25.7. 2020
Hornstrandir ist eine große Halbinsel im äußersten Nordwesten von Island. Sie ist nur mit dem Boot zu erreichen, da die Verbindung mit dem Festland vergletschert ist bzw. aus schwer passierbarer Steinwüste besteht. Für längere Trekkingtouren ist sie sehr beliebt, da sie unbewohnt ist und keine Straßen hat. Es stellte sich aber heraus, dass sie im Sommer doch nicht ganz unbewohnt ist, da es in fast jeder Bucht ein paar kleine Ferienhäuschen gibt. Bis in die 50er Jahre waren noch Siedler dort, und deren Nachfahren haben noch Rechte an den Grundstücken und können dort Ferienhäuschen betreiben. Wir hatten uns für die Überfahrt Tickets bei Borea Adventures gebucht, eine der beiden Firmen, die mit kleinen Jetbooten die Halbinsel anfahren. Die Buchung machten wir 3 Tage im voraus, als wir bei miesem Wetter am Myvatn eine moderates Wetterfenster auf Hornstrandir erkannten. Die Hinfahrt war aber mit Schwierigkeiten verbunden. Als wir pünktlich um 9 Uhr im Hafen ankamen, war das Boot nicht zu finden. Von den Mitarbeitern der Konkurrenz erfuhr ich dann, dass unser Boot schon um 6 Uhr gestartet sei. Wegen Schlechtwetter die Tage davor hatte man einfach den alles umgestellt, leider ohne die Fahrgäste zu benachrichtigen. Im Büro von Borea Adventures hat man sich freundlich entschuldigt, und wir wurden umgebucht auf die nächste Fahrt um 12 Uhr, diesmal aber mit der Konkurrenz! Allerdings kamen wir nicht wie geplant in Hornvik an, sondern in Saebol in der Adalvik-Bucht, die ganz im Westen liegt. Kein Problem dachten wir, wir haben ja 7 Tage Zeit, um uns bis nach Hornvik durchzuschlagen. Die Wanderkarte, die an verschiedenen Infotafeln zu sehen war, zeigte ein dichtes Netz von Wanderwegen. Nach der Ankunft in der Adalvik-Bucht hatten wir noch Zeit und haben westlich von Saebol den Berg Latrafjall bestiegen. Am höchsten Punkt steht die Ruine einer Radarstation, die nach dem 2. Weltkrieg betrieben wurde. Man findet in den zerfallenen Mauern noch Reste von elektrischen Geräten, vorallem Trafos und Generatoren. Auf der Island-Wanderkarte war auch ein Weg von Saebol nach Latrabas eingezeichnet, der direkt an der Küste entlang führt. Mit viel Elan brachen wir am nächsten Morgen auf. Ein Weg an der Küste war jedoch nicht vorhanden, das Ufer wurde immer felsiger, einige Kletterpassagen mussten überwunden werden, bis wir an einer Stelle ankamen, die trotz Ebbe unpassierbar war. Das hüfttiefe Wasser hätte man ja noch überwinden können, aber der Ausstieg über die glitschigen Felsen gegenüber schien mir zu wagemutig. Eine Rangerin sagte uns einige Tage später, das die eigentlich schwierige Stelle mit Ketten gesichert wäre, und dass diese Passage nur bei extremer Ebbe zu begehen ist. Nun hatten wir eine Ahnung davon bekommen, welche Qualität die Wanderwege auf Hornstrandir haben, auch wenn sie auf der Wanderarte eingetragen sind. Wir entschieden uns zur Umkehr und nahmen den direkten Weg nach Hesteyri, der auf der Infotafelkarte rot eingetragen war und somit eine Hauptroute sein sollte. Der Weg führte durch ein breites Tal an einer kleinen Kirche vorbei. Ein Stück weiter, wo es dann zum Pass hinauf ging, kam gleich die nächste Herausforderung: ein Erdrutsch hatte den Weg mitgenommen und Berge von Schlamm zusammengeschoben. Es war ziemlich schwierig, in dem losen Material aufzusteigen. Beim Abstieg vom Pass gab es diesen schönen Blick auf die Bucht von Hesteyri. Am nächsten Tag wollten wir über den Pass Haaheidi zum Fljotuvatn wandern. Der Weg war auf der Island-Wanderkarte eingezeichnet, aber nicht auf der Infotafelkarte. Und wie zu erwarten war, gab es auch keine Wegspuren, so dass wir weglos bis zum Pass aufsteigen mussten, im gerölligen Gelände, immer auf der Suche nach einer Umgehung von Sümpfen und Tümpeln. Auf dem Pass waren dann wieder Steinmänner zur Orientierung. Ein kurzes Stück Pfad wies uns den Weg durch ein erstes steileres Stück beim Abstieg, und dann begann das Abenteuer der Wegsuche wieder. Dieses Foto zeigt den See Fljotuvatn, wie man ihn beim Abstieg vom Pass aus sieht. Links unten sieht man das Toilettenhäuschen vom Campingplatz. Hier war definitiv keine Hauptwanderroute, so dass wir die Einzigen weit und breit waren. Wir wollten nachmittags noch eine Runde um den See laufen, mussten aber schnell erkennen, dass es nirgends einen Weg gibt. Der Weiterweg führt über den Pass, der im Foto markiert ist. Man muss zweimal kalte Flüsse furten, den steilen Hang hoch steigen und kommt dann schließlich zu einer Felsflanke. Wir haben bestimmt eine halbe Stunde gegrübelt, wie und wo man da am sichersten hoch kommt. Aber wir mussten über den Pass, es war die einzige Verbindung Richtung Hornvik. Wir hatten uns dann für die linke Seite zum Durchstieg der Felsbarriere entschieden. Das Geröll war teilweise locker und rutschte bei jedem Schritt. Oben angekommen, begrüßte uns ein großer Steinmann, und ab dort begann dann auch ein Pfad, der uns über viele Kilometer weiter führte. Auf dem Pass war das Wetter immer etwas ungemütlich, die Temperaturen waren bei 5 °C, der Wind war stärker als am Meer und man war in den Wolken, die etwas Sprühregen abgaben. Das Camp an der Hlöduvik-Bucht war ganz gemütlich und windstill. Es gab auch Sitzgelegenheiten aus Treibholz. Der nächste Tag führte uns wieder über einen Pass, aber diesmal gab es Wanderwege. Das Wetter war typisch für Island: kalt, windig und regnerisch. Die Wiese war vom Regen durchnässt, mehr Sumpf als Wiese, also ein echtes Naturerlebnis. An der Küste musste noch ein Felsausläufer überklettert werden. Ohne die Seile wäre es recht heikel gewesen. Die Buch von Hornvik hat einen größeren Campingplatz und sogar einen Ranger. Von hier aus kann man mit einer Rundtour die schönste Stelle der Halbinsel besuchen: das Horn (oben im Bild im Nebel). Wir mussten früh zeitig starten, denn man kann den breiten Fluss nur bei Ebbe furten, und die war zwischen 6 und 7 Uhr. Die Landschaft war einmalig und trotz trübem Wetter schön. Das Horn selbst war immer von Wolken umhüllt. An einigen Stellen querte der Pfad steile Wiesenhänge, Trittsicherheit war da erforderlich. Immer wieder kommt man an Felswänden vorbei, wo tausende Vögel nisten. Am letzten Tag der Tour sollten wir mit dem Boot aus der Bucht von Hornvik abgeholt werden. Aber das Wetter verschlechterte sich und Sturm kam auf. Und bei Sturm fahren die kleinen Boote nicht übers offene Meer nach Hornvik. Wir bekamen schon am Tag vorher die vage Auskunft, dass bestimmt kein Boot nach Hornvik kommen würde, und dass wir besser über den Pass nach Süden zur Bucht Veidileysufjördur laufen sollten. Da müsste ein Boot kommen. Ich brauchte aber eine definitive Aussage, wo ein Boot abfährt, schließlich waren unser Lebensmittel auch aufgebraucht nach 7 Tagen Trekking. Aber der Ranger war hilfsbereit und hat per Funk die nötigen Informationen eingeholt. Also sind wir am letzten Tag nochmal über den 500m hohen Pass bei Sturm und Nebel nach Veidileysufjördur gewandert bis zum Campingplatz, wo auch das Boot anlegt. Dort waren wir zum Glück nicht die Einzigen, die wie Schiffbrüchige aufs Meer starrten und nach einem Boot Ausschau hielten. Es war kalt und fing an zu nieseln, so dass alle die ankamen, auch für wenige Stunden das Zelt aufbauten, um nicht im Wind beim Sitzen auf der Wiese zu frieren. Fast pünktlich, etwa 5 Minuten nach der angesagten Zeit erschien dann zur Erleichterung aller Wartenden das Boot am Horizont. Eine Anlegestelle gibt es nirgends auf Hornstrandir, so dass man vom Ufer mit einem Schlauchboot abgeholt wird.
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